Durchatmen, bitte! Der Weg zur Entschleunigung
Ist es nicht absurd? Wir haben so viele tolle technische Errungenschaften, die uns Arbeit abnehmen. Wir müssen nicht mehr mit Pferd und Wagen reisen, sondern können uns einfach ins Auto oder in den Zug setzen. Wir haben eine Waschmaschine und müssen nicht mehr Wäsche per Hand waschen und einen Brief zu verschicken, dauert nicht mehr Tage, sondern nicht einmal eine Sekunde. Wir müssten Unmengen an Zeit haben! Doch das Gegenteil ist der Fall.
Wir leben ein Leben auf der Überholspur, gestresst zu sein, gehört zum guten Ton. Höher, schneller, weiter – das scheint die Devise zu sein … Kein Wunder, dass die Zahl der Burnouts seit Jahren steigt.
Dabei wissen wir doch, wie herrlich sich Entschleunigung anfühlt. Wir müssen uns nur an unsere Kindheit zurückerinnern. Sechs Wochen Sommerferien waren eine Unendlichkeit. Wir liefen tagelang barfuß, entdeckten die Natur, ließen uns treiben und fielen abends mit roten Wangen ins Bett – erfüllt von den unerwarteten Abenteuern, die wir nicht geplant, aber erlebt hatten.
Natürlich, als Erwachsene haben wir Verpflichtungen. Aber trotzdem vergessen wir darüber hinaus, dass wir auch noch eine ganz andere Pflicht haben: Gut für uns selbst zu sorgen – und regelmäßig auf „Pause” zu drücken.
Wann hast du dich zuletzt gelangweilt?
Ob wir für ausreichende Pausen sorgen, können wir daran ablesen, wann wir uns zuletzt bewusst gelangweilt haben. Wann wir so wenig zu tun hatten und nichts mit uns anfangen konnten, dass wir fast schon gestöhnt hätten: „Himmel, ist mir langweilig.” Langeweile hat nämlich ganz zu Unrecht einen schlechten Ruf. Wir gönnen unserem Körper und unserem Seelenleben nicht nur eine Auszeit, sondern – und das ist das Erstaunliche – tun sogar aktiv etwas für unsere Kreativität.
Eine Studie der University of California zeigte, dass Probanden bei der Lösung einer Aufgabe um 40 Prozent kreativer waren, wenn sie sich vorher gelangweilt hatten. Etwas Gutes scheint die Langeweile bzw. Entschleunigung mit uns anzustellen.
Entschleunigung ist Tradition
Man schaue sich die großen Weltreligionen an und man findet dort, je nach Interpretation, Entschleunigung. Die älteste nachweisbare Religion Indiens ist die vedische Religion, von welcher sich über Umwege die Ayurveda ableitet. Bereits in diesen ältesten Schriftzeugnissen in Indien lassen sich Beweise für Meditations-Praktiken finden, welche die Entschleunigung schlechthin darstellen.
Heute erfreut sich die Meditation Indiens größter Beliebtheit. Interessant ist, dass nicht nur Meditation-Sessions und Yoga-Einheiten immer populärer werden. Aufschlussreich ist der Gedanke, dass das christliche Beten auch eine Form des Meditierens und der Entschleunigung ist. In weiteren Religionen wie dem Islam oder Judentum ist das Beten ebenfalls eine feste Tradition. Seit Jahrtausenden scheinen also religiöse Praktiken auf die Entschleunigung abzuzielen, auf das bloße Verweilen im Moment. Nur wir Menschen von heute scheinen, uns nicht zu entschleunigen und die Bedeutung davon vergessen zu haben.
Achtsamkeit durch Entschleunigung: Was können wir für ein neues Bewusstsein machen?
Das nächste Mal, wenn wir im Zug sitzen, sollten wir mal nicht reflexartig aufs Handy schauen, sondern aus dem Fenster. Wenn du dich langweilst - Perfekt! Lass deine Gedanken schweifen, vielleicht gelangst du auf der Fahrt an einige schöne Orte …
In der Supermarktschlange beobachten wir fortan die Menschen um uns herum, anstatt noch schnell eine WhatsApp zu schreiben. Vielleicht lernst du ja jemanden kennen oder lernst etwas?
Und warum setzen wir uns nicht einfach mal auf eine Parkbank? Einfach so. Einmal nichts tun. Wir sprechen aus Erfahrung: Das ist Entspannung pur, wenn auch ungewohnt zu Anfang.
Entschleuniger: Rituale schenken uns Zeit
Wichtig für eine nachhaltige Entschleunigung ist es, tägliche Rituale zu etablieren. Denn die Fähigkeit, für Entspannung zu sorgen, müssen wir uns wie einen Muskel vorstellen, der trainiert werden will. Irgendwann gewöhnt sich der Körper an das Ritual und die wohltuende Atempause wird so selbstverständlich wie das tägliche Zähneputzen und du wirst merken, wie bedeutsam Entschleunigung ist.
Du kannst und sollst dir gerne neben unseren Beispielen der Entschleunigung weitere Praktiken ausdenken. Behalte als Grundgedanken die Meditation bei. Nebenher kann eine leichte Tätigkeit erfolgen, welche einzig und allein der Entspannung dient. Du kannst also gerne Spazierengehen - Mach aber bitte langsam, damit du dich nicht anstrengst und das als eine Cardio-Einheit siehst.
Hier kommen drei Ideen, wie man im Alltag Inseln der Entschleunigung einbauen kann.
- Eine tägliche Meditation hilft uns, den Geist zur Ruhe kommen zu lassen und wirkt nachweisbar positiv auf Gesundheit und Gehirn. Zum Beispiel wurde nachgewiesen, dass schon ein dreimonatiges Meditationstraining hilft, die Aufmerksamkeit zu erhöhen und den Fokus auf die wichtigen Dinge im Leben zu stärken.
- Wer Ölziehen – gleich nach dem Aufstehen – als reinigendes Ritual etabliert, nimmt sich bewusst ein paar Minuten Zeit, um gedanklich abzuschalten. Unser Öl Harmony mit Noten von Grapefruit und Krauseminze unterstützt diesen Effekt: Diese ätherischen Öle werden auch in der Aromatherapie verwendet, weil sie stimmungsaufhellend und ausgleichend wirken. Ähnliche Praktiken vor dem Schlafengehen können dich entschleunigen, bevor du einschläfst.
- Handy aus, Laptop zu: Wer sich einen schönen Tee zubereitet und ihn ganz bewusst genießt, bekommt jeden Tag eine kleine Ruhezone zum Nachdenken geschenkt.
Wieso versuchte Entschleunigung zu Beschleunigung geführt hat
Als noch die Post das einzige Mittel war, über weite Distanzen zu kommunizieren, dachte man natürlich, dass Direktnachrichten wie SMS das Leben erleichtern werden. Fortan müssen nicht mehr aufwendig Briefe per Hand geschrieben und abgeschickt werden. Man dachte also tatsächlich, dass SMS-Systeme und anderweitige Telekommunikationsmittel Zeit sparen würden. Wie wir heute sehen, ist das genaue Gegenteil der Fall. Wir werden andauernd mit Nachrichten bombardiert, weil das Verschicken so einfach ist. Ein Großteil aller Nachrichten würde ausbleiben, müsste man den Aufwand für einen Brief betreiben. Das ist ein ideales Beispiel dafür, wie versuchte Entschleunigung (weniger Stress durch Briefe) zu Beschleunigung (mehr Stress durch andauernde Nachrichten) führen kann.
Entschleunigung Bedeutung: Mehr als nur Rituale
Meistens fängt die Entschleunigung mit einfachen Ritualen an, die dich wieder zurück in den Moment bringen sollen. Je nachdem, wie viel Gefallen du an der Entschleunigung findest, kannst du weitere Teile deines Lebens entschleunigen.
Weniger Konsum und Ressourcenverbrauch helfen, das Leben weiter zu entschleunigen. Dann kommt erst gar nicht das Verlangen oder die Lust nach Sachen auf. Wer kennt es nicht, wenn das eigene Handy wieder in die Jahre gerät und man sich fast schon stresst, das neue Modell zu kaufen. Oder bei hübschen und teuren Kleidungsstücken, die man unbedingt im eigenen Kleiderschrank sehen will. Sich von diesen Verlangen loszubinden und somit das eigene Leben zu entschleunigen, ist ein hilfreicher Ansatz.
Slow Food nennt sich eine Methode, bei der man absichtlich langsam und genussvoll isst. Du kannst gerne versuchen, das ad absurdum zu führen und wirklich sehr, sehr langsam zu essen. Erfahrungsberichte erzählen von einer neu aufkommenden Beziehung zur Nahrung und dem Kochen.
Slowretail ist ein ähnlicher Ansatz, an dem manche Läden teilnehmen. Ein langsames und persönliches Einkaufserlebnis soll das alltägliche Shopping wieder menschlich und genießbar machen. Fans von Slowretail betreiben oft auch Slow Travel. Hier verzichtet man bspw. auf schnelle Transportmittel, Pauschalreisen und volle Tagespläne, damit der Urlaub wieder zum kindlichen Abenteuer wird.
Aus wärmsten Herzen empfehlen können wir die digitale Entschleunigung. Verzichte öfter auf digitale Geräte, welche dich ablenken. Insbesondere, wenn du entspannen willst, sollten digitale Geräte weggelegt werden. Achte einfach mal darauf, ob du beim Scrollen durch Instagram und Co. angespannt wirst, sich also bspw. deine Schultern anspannen und sich dein Gesicht in Falten legt.
Entschleunigung: Häufig gestellte Fragen
Was bedeutet Entschleunigung oder was heißt Entschleunigung?
Entschleunigung heißt, Tempo aus dem eigenen Leben zu nehmen und wieder im Moment zu leben. Im etwa so, wie Kinder nur im Moment leben. Heute ist Entschleunigung wichtiger denn je. In Zeiten, in denen wir binnen weniger Stunden die Welt im Jet umrunden können oder innerhalb von Millisekunden Nachrichten ans andere Ende des Globus verschicken, müssen wir uns Zeit für uns selbst nehmen und dieser Informationsflut entsagen. Normalerweise entschleunigt man durch alltägliche meditative Rituale.
Wie entschleunige ich mein Leben? Der Kurzguide
Fange einfach an, dir im Alltag immer öfter Zeit für dich selbst zu nehmen, ohne Konsum und Ablenkung. In Momenten, die du normalerweise am Handy verbringst, kannst du einfach mal das Handy weglassen und deine Gedanken schweifen lassen. Alltägliche meditative Rituale stellen meistens den Einstieg dar. Wir empfehlen kleine Meditations-Sitzungen, Ölziehen oder bewusstes Teetrinken ohne Ablenkungen.
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